Hofbräu Oktoberfest-Pferde

Von der Weide auf die Wiesn – die Hofbräu Oktoberfest-Pferde

 

Am 21. September 2019 beginnt in München wieder das größte Volksfest der Welt, das Oktoberfest. Der Ursprung des Oktoberfestes war die Hochzeit des Kronprinzen Ludwig, des späteren König Ludwig I., mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810. Die bereits damals als „Volksfest“ bezeichneten Feierlichkeiten in der Innenstadt wurden am 17. Oktober 1810 mit einem Pferderennen auf einer Wiese vor den Toren Münchens beendet.  Zu Ehren der Braut wurde die Festwiese „Theresens-Wiese“ getauft. So heißt der Oktoberfestplatz noch heute: „Theresienwiese“ - im Münchner Sprachgebrauch kurz „die Wiesn“ genannt. Pferde haben auf dem Oktoberfest eine genauso lange Tradition wie Bier und Tracht. Jahrzehntelang wurde der Fasswagen mit dem Bier von Braurössern auf das Festgelände gekarrt.

 

Der traditionelle Einzug der Wiesnwirte und der Brauereien bildet den festlichen Auftakt zum offiziellen Beginn des Oktoberfestes. Allen voran das Münchner Kindl hoch zu Ross und die Festkutsche des Münchner Oberbürgermeisters, gefolgt von den blumengeschmückten Kutschen der Wiesnwirte und ihrer Familien, Festwagen, Musikkapellen und den Prachtgespannen der Münchner Brauereien. Im imposanten Sechserzug der staatlichen Hofbräu Brauerei haben die Brabanter, mächtige und starke belgische Kaltblutpferden aus der Region Brabant, alljährlich ihren großen Auftritt. In Brabant werden sie seit vielen Hundert Jahren als Arbeitspferd in der Landwirtschaft eingesetzt.

 

Brabanter gelten als sehr ruhige, sanfte und gutmütige Kaltblutpferde, die bei der Zusammenarbeit mit dem Menschen durch hohe Lernbereitschaft, Freundlichkeit und dem Willen zu gehorchen überzeugen. Sie lassen sich hervorragend motivieren und möchten gerne etwas lernen.

 

Die über eine Tonne schweren Pferde leben während des Jahres auf dem Urthaler Hof in Sindelsdorf, Landkreis Weilheim-Schongau. Ludwig (Luggi) Käser, ist nicht nur Gastwirt des Landgasthofes, sondern auch “Pferdeflüsterer“ für die 40 Pferde, die auf seinem Hof zu Hause sind. Die zehn Hofbräu Pferde vermietet er quasi an die Brauerei für die Wiesn oder andere Veranstaltungen.

 

Sie leben mit verschiedenen Pferderassen in einem 6500 qm großen Aktiv-Stall, einer freien Stallanlage. Die Stationen, die ein Pferd den Tag über ansteuert (fressen, trinken, schlafen) sind voneinander entfernt, so dass sich die Tiere so viel wie möglich bewegen. Dies führt zu nicht nur zu ausgewogenen, über den Tag verteilten Fresszeiten sondern auch zu einer Beschäftigung. Luggi: „Ein Pferd frisst 16 bis 18 Stunden am Tag, überwiegend Heu und immer nur kleine Portionen, da der Magen nur ein kleines Fassungsvermögen hat“.

 

Auch auf der 80 000 qm großen Weide haben die Pferde viel Auslauf. Luggi: „Ein Pferd geht am Tag zwischen 20 und 40 km“. Die Hofbräu Pferde werden einmal pro Woche trainiert, damit sie keine Trainingsrückstände haben. Zusätzlich werden sie einmal pro Woche, vor der Wiesn auch öfter, für eine gemütliche Kutschenfahrt mit den Gästen aufgeschirrt und angespannt.

 

Am Freitag vor der Wiesn werden die Pferde morgens gewaschen und am Nachmittag mit dem Transporter nach München gefahren. Hier leben die sechs Rösser bis zum Ende des Oktoberfestes in den Stallungen des Circus Krone. Am Abend wird festgelegt in welcher Position die Pferde gehen und das Geschirr mit allen Riemen und Schnallen für jedes Pferd angepasst. Die Position der Pferde wird während der Wiesn nicht verändert. Luggi: „Alle Pferde können links und rechts gehen, vorne braucht man allerdings Pferde, die den Drang haben von alleine vorwärts zu gehen, wie Heidi und Maxima“.

 

Der Wiesn-Tag von Maxima, Heidi und den anderen Pferden beginnt um 5 Uhr mit der Fütterung. Anschließend werden die Tiere gewaschen und gestriegelt. Bis das Geschirr sitzt, vergehen einige Stunden. Ein Prachtgeschirr, das in Handarbeit hergestellt zwischen 15 000 und 20 000 Euro kostet, wiegt mehr als 300 Kilogramm.

 

Da der Weg vom Zirkus Krone zur Wiesn nur 1,5 km lang ist, zu wenig Bewegung für die Kaltblüter, fährt der Sechserzug noch eine Runde um das Festgelände herum. So kommen die Pferde mit An- und Abfahrt auf eine Kilometerleistung von ca. 10 km am Tag. Gute vier Stunden steht das Prachtgespann dann vor dem Hofbräu Zelt. Die Pferde lässt es vollkommen kalt, dass sich die Leute um sie drängen, sich für ein Selfie an den flauschigen Hals kuscheln oder aber das Fell tätscheln.  Genauso wie die Blasmusik und das Hupen der Fahrgeschäfte. Durch viele Kutschfahrten und Auftritten auf Volksfesten sind sie an den Lärm und das Gedränge gewöhnt.

 

Bevor es richtig voll wird auf der Wiesn, gegen 16 Uhr, fährt Luggi mit seinem Sechsergespann, das zur Sicherheit von zwei Helfern zu Fuß begleitet wird, wieder einmal um die Wiesn und zurück in die Stallungen des Circus Krone. Danach werden die Pferde ausgespannt und versorgt. Das Geschirr wird auf Hochglanz poliert und der Fasswagen gründlich geputzt. Luggi: „Die Tiere sind danach alle komplett ausgeglichen. Die Wiesn ist halt für uns alle wunderschön!“

 

Die Forderung von Tierschützern, dass die Oktoberfest-Pferde abgeschafft werden sollen kann Luggi Käser nicht verstehen: „Für die Pferde ist es eine Freude, wenn sie rauskommen. Die Pferde laufen alleine zum Anhänger, und stürmen voller Freude drauf, wenn sie wissen, es geht auf die Wiesn“. 

 

Probefahren für die Wiesn auf dem Urthaler Hof - die Hofbräu Wiesn-Pferde
Fotos: Ingeborg und Heinz Hoffmann

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