Vom 23. Bis 26. Januar fand in München das größte Schaustellertreffen weltweit, der 71. Delegiertentag des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) statt. Motto der Veranstaltung „Mir san Volksfest“. Mitarbeitermangel und die extrem gestiegenen Kosten für Sicherheit sind zwei der Hauptthemen des Schaustellergewerbes. DSB-Präsident Albert Ritter: „Von einem Volksfest geht kein Terror aus. Der Terror kommt von außen, und für die Gefahrenabwehr von außen ist der Staat zuständig“.
Am 24. Januar haben sich knapp 1000 Teilnehmer zu einer Großkundgebung im Ballsaal des Hotels The Westin Grand“ versammelt. Zu Beginn der Veranstaltung sind die Fahnenträger mit den eindrucksvollen Fahnen der Regionalverbände in den Saal einmarschiert. DSB Präsident Albert Ritter in seiner Begrüßung: „Deutschland ist Volksfestland Nummer eins mit seinen fast 10.000 Volkfesten und Kirmessen und, was einzigartig ist in der Welt, mit 3.000 Weihnachtsmärkten“.
Danach begrüßte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die Gäste und betonte, dass die Volksfeste unverzichtbar wichtig sind, dass das Land “gesellschaftlich und sozial funktioniert“. Aiwanger, immer wieder mit lautem Klatschen und Beifallrufen unterbrochen, hat mit seiner Rede den Nerv der Schausteller getroffen. Aiwanger zu den Sicherheits-Kosten auf den Volksfesten: „Sie sind nicht verantwortlich, dass Sie gegen international operierenden Terror mit ihren Standgebühren die Sicherheitskonzepte bezahlen“. Die Schausteller müssten „zu einem gewissen Teil politisches Versagen finanziell ausbaden“. Die öffentliche Hand müsse für die Grundsicherheit dieser Veranstaltungen geradestehen. Zur „völlig überzogenen“ Dokumentationspflicht: „Wir müssen Ihnen hier als Staat entgegenkommen und die Latte nicht immer höher legen“. Zum anwesenden Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD): „Nehmen Sie ein paar Tipps aus Bayern mit…. rücken Sie einige Dinge zurecht, die den Menschen draußen auf den Nägeln brennen“. Zum Arbeitszeitsgesetz erklärte Aiwanger: „Lassen Sie die Menschen arbeiten wenn sie arbeiten wollen“. Dem ganzen Spaß „die Krone aufgesetzt“ hätte jetzt auch noch die neue Bon-Pflicht: „Wenn in die Kasse Dinge nicht eingetippt werden, hilft auch der Bon nicht“. Aiwanger zum Abschluss seiner Rede “Ein Land und eine Gesellschaft, die das Feiern verlernt hat, wird keine Zukunft haben“.
Mit minutenlangem Beifall und „standing ovations“ dankten ihm die Gäste im Saal für seine sehr emotionale Rede. Albert Ritter zu Aiwanger: „Sie haben uns aus der Seele gesprochen“. Man spüre sehr deutlich „dass im Freistaat die Uhren etwas anders gehen“. Als Dank überreichte er Aiwanger ein handgeschnitztes Karussellpferd aus Oberammergau.
Olaf Scholz in seiner Begrüßungsrede: „Für Politiker ist die Achterbahn ein ganz besonderes Erlebnis, das haben sie im Leben sonst, aber da kann man das real erleben“. Der Mitarbeitermangel sei ein Problem des ganzen Landes: „Wir werden auch in Zukunft unsere Arbeit hinkriegen, wenn auch diejenigen helfen, die anderswo geboren sind“. Man müsse den restlichen Staaten des Balkans die Möglichkeit geben, dass sie auch zur Union gehören, so Scholz. Die neue Bonpflicht würde auch dazu beitragen, dass die 10 Milliarden Euro die jährlich nicht versteuert werden, dann versteuert würden. Seine, einer Wahlrede ähnlichen, emotionslose Rede, begeisterte die Teilnehmer nicht sehr, was am spärlichen Beifall zu merken war.
OB Dieter Reiter, in seiner launigen Rede zu Hubert Aiwanger, dem „Meister in empfängerorientierter Kommunikation“: „Ich erwarte von Dir, dass Du dich nachhaltig dafür einsetzt, dass die Kosten für die Terrorabwehr künftig vom Freistaat Bayern übernommen werden“ (laut Aussage von Bürgermeister Manuel Pretzl betragen die Sicherheitskosten für die Wiesn momentan ca. 6 Millionen Euro). Reiter betonte, dass es für die Preise auf der Wiesn auch besser sei, wenn die Kosten der Sicherheit vom Freistaat übernommen werden: „Ich freue mich darauf, wenn bei der nächsten Wiesn die Preise bei den Fahrgeschäften niedriger sind“. Der Härtetest zur Bonpflicht sei ja die Wiesn, wenn “die Bedienung bei jeder Maß Bier dem Gast mit Begeisterung einen Bon entgegendrückt“. Reiter zum Abschluß seiner Rede: „In München wird es immer ein Oktoberfest geben, auch mit Schaustellern.“
Für Reiter und Aiwanger gab es neben dem kleinen noch ein großes Karussellpferd. Edmund Radlinger „Wir sagen hiermit Danke, unterstützt uns, wir brauchen Euch“.